Ein aktuelles Beispiel Realität versus Wirklichkeit. Mitte September wurde die schon lange erwartete Studie „Auswirkungen der Einführung der eCard im Bereich der niedergelassenen Ärzte“ (Evaluierung des Probebetriebes im Burgenland) veröffentlicht. Auftraggeber sind die Österreichische Ärztekammer und der Hauptverband der Österreichischen Sozialversicherungsträger. Erstellt wurde diese Studie an der Wirtschaftsuniversität Wien, am Institut für Organisation und Materialwissenschaften, Studienleiter war Prof. Dr. Oskar Grün. Verglichen wurden jeweils zwei Quartale (4/01 und 1/02 gegenüber 4/05 und 1/06) in jeweils 20 Referenzordinationen des Burgenlandes. Die Sudie weist einen Zeitgewinn durch eCard-Gebrauch von 3,5Stunden pro Quartal aus. Das ist die Daten gestützte Realität Demgegenüber erleben die niedergelassenen Ärzte seit Einführung der eCard an jedem Ordinationstag den zeitlichen Mehraufwand als ihre Wirklichkeit. Erklärung: Somit: nicht nur das Erbringen der ärztlichen Leistung am Patienten mit dem notwendigen administrativen Begleitaufwand, sondern auch das Erstellen der Quartalsabrechnung. Betrachten wir die Arbeit unmittelbar am Patienten als Konstante, und glauben wir unseren eigenen Erfahrungen, die sich Österreich weit decken, dass nämlich unsere Ordinationsarbeitszeit pro Ordinationstag um 30 bis 60 Minuten mehr wurde, bleibt nur ein Schluss: Die Zeit wird bei der Erstellung der Quartalsabrechnung eingespart. Bedenken wir nun weiter, dass wir unsere Ordinationsarbeit unter dem Druck des Wartezimmers und der Anspannung der wissenschaftlichen Herausforderung machen, die Abrechnung aber ohne Patientenkontakte unter vergleichsweise entspannten Arbeitsbedingungen, so wird die augenscheinliche Diskrepanz zwischen Realität und Wirklichkeit verständlich. In der Daten gestützten Realität spart die eCard dem niedergelassenen Arzt Zeit, 70 Minuten pro Monat, sie ist ein Segen, denn wer hätte nicht gerne weniger Arbeitszeit… nur den Ärzten bleibt es vorbehalten darüber uneinsichtig zu klagen. Eigentlich hieß es einmal, die Österreichische Ärztekammer müsse sich am Projekt eCard beteiligen um es mitzugestalten und Fehlentwicklungen hintan zu halten. Ist Fehlinformation auch eine Fehlentwicklung?
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