Liebes Christkind Es ist schon lange her, dass wir dir das erste mal unsere Wünsche genannt haben. Und das alle Jahre wieder. Wir geben schon zu, dass wir nie die Götter in weiß waren, als die wir manchmal gesehen wurden. Viel lieber war uns die von Gesellschaft und Politik zugewiesene Rolle als Basis des Gesundheitswesens. Halleluja, Lob und Versprechungen erwiesen sich als Heuchelei. Für uns ist bereits Ostern. Die Götter in weiß werden gegeißelt mit praxisferner Verwaltung, Vorschriften, Qualitätskontrolle, Bürokratie... Und in Analogie zu deinem Schicksal sieht man auch in uns zumindest den potentiellen Verbrecher. Dass es pekuniär schlecht geht, für einige von uns sogar bedrohlich schlecht, wollen wir dir nicht klagen. Aber hast du nicht gesagt „gebt Gott was Gottes ist und den Ärzten, was der Ärzte ist? Noch etwas, Christkind: du hast Wunderheilungen vollbracht und unsere Patienten laufen Wunderheilern nach, die sorgsam verbergen, dass sie es gewerbsmäßig tun. Dass unsere Hohepriester uns verraten und der Staatsgewalt ausliefern und die sich publikumswirksam die Hände in Unschuld waschen gefällt denen, deren Kreuz wir tragen. Sie ersparen sich die Krankenscheinausgabe und wir übernehmen die lückenlose, automatisierte Alibibeschaffung für unsere Patienten. Nachdem wir dir unseren Kummer gebeichtet haben, bleibt für heuer nur ein Wunsch. Erhalte uns Christian Adensamer
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